Dokumentarfilme International

Münster: Mi. 27.1. 21.45 Uhr / Köln: Sa. 30.1. 15.00 Uhr / Dortmund: So. 31.1. 19.00 Uhr & So. 7.2. 17.00 Uhr

D/CH 2015 • 118 Min. • engl. OmdtU • Regie: Nicolas Steiner

Nicolas Steiner porträtiert in spektakulären Aufnahmen fünf unterschiedliche Überlebenskünstler in ihren über- und unterirdischen Existenzräumen im Westen der USA. Sie sind Outcasts, Menschen, die sich außerhalb der "normalen" Gesellschaft bewegen. So begleitet Steiner etwa Rick und Cindy in den Flutkanälen tief unter den funkelnden Straßen von Las Vegas, Dave in einem verlassenen Bunker im ausgetrockneten kalifornischen Niemandsland oder Astronautin April in der steinigen Wüste Utahs auf ihrer Marsmission. In unbekannte Welten geschleudert, begegnen wir Seelen, die uns verwandter sind, als wir es vermuten würden. Eine raue Achterbahnfahrt in einer Welt voller Herausforderungen und Schönheit. 

 


Köln: So. 31.1. 18.00 Uhr - NRW Premiere in Anwesenheit von Regisseur Alexander Sokurov / Münster: Mi. 3.2. 19.00 Uhr / Dortmund: So. 7.2. 19.00 Uhr

F/D 2015 • 87 Min. • frz./russ. OmdtU • Regie: Alexander Sokurov

Alexander Sokurov setzte mit Russian Art der Eremitage ein Denkmal. Seine Liebe zur klassischen Kunst und zu musealen Gebäuden gipfelt nun in seinem neuen Filmessay Francofonia, das zwischen Fiktion und Dokumentation von der Rettung der Louvre-Schätze vor dem deutschen Zugriff im Zweiten Weltkrieg erzählt. Eine traumhafte Meditation über Geschichte, Krieg und Kunst, Menschlichkeit und Ästhetik.

"Eine animiert-fiktionale Dokumentar-Essay-Collage aus historischem Archiv- wie Reenactment-Material. Die großen Nationen, ihr Geist (und ihre Geister), Europa und die Kunst, die Welt und ihr Verbleib. Es sind wilde Assoziationsketten, die hier ausgeworfen werden, und doch ist Sokurov darin ganz bei sich. Erstaunlich angesichts der Wellen, die dem kontemplativen Kunstschaffenden gerade heute entgegenschlagen." DOK Leipzig

 

 

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Köln: Sa. 23.1. 21.30 Uhr / Dortmund: Sa. 30.1. 21.00 Uhr / Münster: Mi. 3.2. 21.00 Uhr

USA 2015 • 75 Min. • engl. OV  Regie: Laurie Anderson

In ihrem Essayfilm beleuchtet die Musikerin und Performance-Künstlerin Laurie Anderson die existentiellen Themen Leben und Tod anhand ganz persönlicher Erfahrungen. Hauptfigur ist ihre geliebte, im Jahr 2011 verstorbene Terrier-Hündin Lolabelle. Der Film vereint Kindheitserinnerungen, Video-Tagebücher, philosophische Überlegungen über Datenerhebung, Überwachungskultur und das buddhistische Konzept vom Leben nach dem Tod mit warmherzigen Würdigungen verschiedener Persönlichkeiten, die sie inspiriert haben.

"Zu den wichtigsten Stationen ihres virtuos gestalteten Filmessays zählen ein langer Krankenhausaufenthalt als Kind, der Tod ihrer Mutter und das Sterben Gordon Matta-Clarks, das ihr Künstlerfreund als Performance inszenierte - an seinem Sterbebett wurde das tibetanische Totenbuch gelesen. Anderson bleibt ganz bei sich, lässt die Gedanken treiben und zaubert einen der schönsten Filme auf die Festivalleinwand." monopol-magazin 


Köln: Mo. 25.1. 19.00 Uhr

AT 2014 • 83 Min. • engl. OV • Regie: Thomas Wirthensohn

Zwei Jahre lang hat der österreichische Filmemacher Thomas Wirthensohn den Fotografen und eloquenten Überlebenskünstler Mark Reay begleitet: die gesamte Modeszene scheint Mark zu kennen, doch dass er sich auf einem Dach unter einer Plastikplane notdürftig eine Schlafstelle eingerichtet hat, ist sein Geheimnis - die dunkle Seite des amerikanischen Traums.

Marks Dasein schwankt im ständigen Wechsel von glamourösem Glitzer und dem abgrundtiefen Dilemma dieser Stadt. Er bewältigt es mit Erfindergeist, Originalität und der für Amerikaner typischen Fähigkeit, sich jeder Situation anzupassen. Es ist ein unglaubliches Leben inmitten der Finanzmetropole der westlichen Welt, ein Leben, das tagsüber ganz normal zu sein scheint, während nachts der amerikanische Traum zum Albtraum wird. Hier zeigt sich die Kluft zwischen Sein und Schein unserer von Geld dominierten Gesellschaft, die abgründige Kehrseite des amerikanischen Traums, das versteckte Hinterzimmer unserer Konsumgesellschaft. 


Münster: Mi. 27.1. 19.45 Uhr / Köln: Fr. 29.1. 21.00 Uhr / Bochum: Mo. 1.2. 20.00 Uhr

AT/I/CH 2015 • 93 Min. • ital./engl. OmdtU • Regie: Jakob Brossmann

Nach den Tragödien des Herbstes ist auf der italienischen Insel Lampedusa, 110 Kilometer vor der tunesischen Küste gelegen und häufig erstes Ziel für afrikanische Flüchtlinge, die Europa erreichen wollen, der Winter eingekehrt. Die Touristen haben die Insel verlassen. Die letzten Flüchtlinge kämpfen um einen Transfer auf das Festland.

Ein Fährunglück isoliert die Insel. Nachdem die Flüchtlinge endlich mit dem Flugzeug verlegt werden, beginnen die Fischer einen verzweifelten Streik: Um eine Verbesserung der Fährverbindung zu erzwingen, blockieren sie den Hafen. Nun ist die Insel von jeglicher Versorgung abgeschnitten. Der Dokumentarfilm zeigt in hoher Verdichtung eine klaustrophobische Situation in einer kontaminierten geopolitischen Zone: Die Einwohner von Lampedusa sind überfordert vom permanenten Andrang und von einer allgemeinen Mangelsituation, die Asylsuchenden wiederum kämpfen verzweifelt um ihr Recht und ihre Würde. Viennale 2015


Münster: Mi. 27.1. 18.00 Uhr / Köln: Do. 28.1. 19.00 Uhr / Dortmund: So. 31.1. 15.00 Uhr

CDN 2014 • 76 Min. • franz. OmdtU • Regie: Jean-François Caissy

Jugendliche in einer Oberschule in der kanadischen Provinz. Das Alter zwischen Kindheit und Erwachsensein: Eben noch malt man sich ein Filzstift-Tattoo auf den Arm, dann raucht man schon in der Pause Zigaretten und weiß den lokalen Cannabis-Dealer zu identifizieren. Diese Seite der Lebenswirklichkeit, Regelverstöße, schulische Disziplinprobleme und Konflikte untereinander scheinen in den langen Gesprächen auf, die die Jugendlichen mit Sozialpädagogen führen. Die Schule interessiert hier weniger als eine wissensvermittelnde Institution, sondern ist die letzte Einflussmöglichkeit der Gesellschaft auf ihre Kinder. Der Film selbst ist dabei ganz und gar nicht sozialpädagogisch. Aus den ruhigen Beobachtungen der Gespräche und den durchkomponierten Bildern der Jugendlichen in ihrer Freizeit spricht Interesse und Empathie für einen merkwürdigen Lebensabschnitt. Dem süßen Vogel Jugend sieht er geduldig bei seinen Flugversuchen zu. 

 

 

 


Köln: Do. 28.1. 20.30 Uhr - Regisseur leider erkrankt

AT 2015 • 129 Min. • Regie: Paul Poet

Roh, direkt, schockierend. In diesem Interviewfilm erzählt Florence Burnier-Bauer, bei ihrer Kindheit beginnend, aus ihrem dramatischen Leben, das sie Anfang der 1980er Jahre in Otto Mühls Kommune Friedrichshof ins Burgenland führte. Dort erwarten sie anstatt geistiger und körperlicher Befreiung, autoritäre faschistoide Strukturen, Missbrauch, Demütigung und Gewalt. Regisseur Paul Poet lässt Florences Schilderungen freien Lauf, wenn sie die Geister ihrer Vergangenheit, auf der Suche nach Katharsis, heraufbeschwört. Filmisch ganz in der Tradition des Cinéma Verité stellt der Film mit schonungslosem Blick und auf puristische Weise die Geschichte einer Emanzipation und Florences hart erkämpften Weg, Nein zu sagen, dar. Das Verhältnis zwischen Filmemacher und Protagonistin schwankt dabei zwischen der Suche nach Informationen, Schutz und Solidarität, zwischen Voyeurismus, Empathie und Selbstdarstellung. "Leben, ungefiltert. Ein faszinierendes Interview. Der Vorteil am Kino ist klarerweise unser Gefangensein im Angesicht dieser Frau, die wir nicht wegklicken können. Vor uns entsteht eine filmische Konfrontation, die wir vielleicht vermeiden wollen, aber nicht können." kino zeit..de

 

 


Köln: Di. 26.1. 21.00 Uhr / Bochum: Di. 2.2. 20.00 Uhr - anschl. Skype In mit dem Regisseur / Münster: Mo. 15.2. 21.00 Uhr

ISR 2015 • 83 Min. • arab./hebr. OmenglU  Regie: Jake Witzenfeld

Sie sind jung und lebenshungrig, haben studiert, ihr Lebensstil ist urban. Coole Jungs, die beweisen wollen, dass sie für eine neue Generation stehen. Khader, Fadi und Naeem haben zwar einen israelischen Pass, verstehen sich jedoch zuallererst als Palästinenser. Außerdem sind sie Vegetarier, Atheisten und Feministen. Und vor allem schwul. Während Naem noch mit seinem Coming-out kämpft, ist Khader schon einen Schritt weiter. Sein Freund ist Israeli. Sie sind alle Outsider, das verbindet. Auch wenn sie in Tel Aviv in die Anonymität der langen Partynächte eintauchen können - die Realität holt sie immer wieder ein: die Familie, die sich abwendet, und Israelis, die Vorurteile gegen jeden Palästinenser, egal ob straight oder schwul, hegen. Der politische Konflikt überlagert alles.

"Der Brite Jake Witzenfeld begleitet die drei Freunde über ein Jahr lang, um hinter die Coolness zu schauen. Er lässt sie posen, arrangiert Musik-Clips, wird Teil ihres Alltags, ist bei den Elternbesuchen dabei - und findet Momente, in denen die Utopie eines anderen Lebens möglich scheint. Zwischen all dem politisch-rassistischen Gebell und Gebrüll wirken die Freunde wie Lämmer." Cornelia Klauß Diagonale 2014

 

 


Köln: So. 24.1. 15.00 Uhr / Münster: So. 31.1. 12.45 Uhr / Bochum: Mi. 3.2. 20.00 Uhr

AT 2015 • 95 Min. • Regie: Constantin Wulff

"Ich heiße Leonie. Alle fragen, warum ich so seltsam bin. Keiner weiß eine vernünftige Erklärung. Dabei wäre ich gerne genauso wie die anderen."

Constantin Wulffs Dokumentarfilm Wie die anderen zeigt den Arbeitsalltag in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie nahe Wien als ständigen Balanceakt zwischen Behutsamkeit und Druck, Routine und Improvisation. Direkte Beobachtungen im Direct Cinema-Modus verdichten sich zur berührenden Befragung einer Institution und ihrer gesellschaftlichen Funktion: Welche Hilfe kann die Klinik in der kurzen Zeit leisten, bis die Kinder und Jugendlichen wieder in ihren Alltag zurückkehren? Die sensible Kameraführung macht es möglich, Blicke und Gesten in den Mittelpunkt zu rücken, und auf Interviews fast gänzlich zu verzichten, gerade auch dann, wenn es darum geht, die Freude von PatientInnen über einen Fortschritt oder den Frust des ärztlichen Personals über Handlungsunfähigkeit einzufangen.

"Die wohl seriöseste und ernsthafteste Annäherung an das Thema psychischer Erkrankungen." ORF


Köln: So. 24.1. 19.30 Uhr / Bochum: Fr. 29.1. 21.15 Uhr

USA 2015 • 80 Min. • engl. OV • Regie: Crystal Moselle

Länger als ein Jahrzehnt wurden in Manhattan sechs Brüder und eine Schwester von ihrer Mutter unterrichtet und lernten die Außenwelt nur durch Filme kennen. Ihr Vater, ein Anhänger der Hare-Krishna-Bewegung, verbot den Kindern und der Mutter Susanne die Wohnung zu verlassen. Doch mit dem Erwachsenwerden steigt die Sehnsucht danach, die Welt live zu erleben. Gegen die Anordnung des Vaters beschließt der fünfzehnjährige Mukunda im Januar 2010 die Nachbarschaft zu erkunden und bringt dadurch das Leben der ganzen Familie durcheinander.

"Crystal Moselle war zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Wie im Kino. Gerade begann sich die Machtbalance in dem Apartment zu verschieben, die Brüder wagten den Schritt nach außen - wo sie der Filmemacherin über den Weg liefen. Beide Seiten verband sofort ihre Liebe zum Film. Einmal aufgenommen in das 'Wolfrudel' gelingt der Regisseurin das fesselnde Psychogramm einer Familie im Umbruch". Matthias Heeder DOK Leipzig