Dokumentarfilme International

Köln: Open Air Kino im MAKK
Do. 1.7., 21.30 h

FIN 2020 • 103‘ • mehrspr.OV.m.dt.UT • Regie: Virpi Suutari

Als produktives Architektur- und Designteam schufen Alvar Aalto (1898–1976) und seine Ehefrau Aino (1894–1949) ikonische, organisch anmutende Gebäude, darunter zahlreiche Sommervillen in den nordischen Ländern, die Stadtbibliothek in Viipuri und die Heilig-Geist-Kirche in Wolfsburg. Zum populären Design-Stück avancierte die Aalto-Vase mit ihrem asymmetrischen Grundriss und der gewellten Form. Virpi Suutari erzählt vom Leben und Werk der beiden Finnen – und von der besonderen Liebe, die sie verband. Und durch eingesprochene Liebesbriefe zwischen Alvar und Aino kommen wir den beiden auch persönlich ganz nah.


Köln: Filmpalette
Do. 24.6., 19 h
Eröffnungsfilm

CZ/SK/CH 2020 • 100‘ • tschech.OV.m.dt.UT • Regie: Barbora Chalupová, Vít Klusák

Es ist ein filmisches Experiment, das ein Schlaglicht auf das Tabuthema Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im Netz wirft: Drei volljährige Darstellerinnen, drei Kinderzimmer, 10 Tage und 2.458 Männer mit eindeutigen Absichten. Die drei sehr mädchenhaft aussehenden Akteurinnen, die sich im Netz mit fiktiven Profilen als 12-Jährige ausgeben, chatten aus sorgfältig nachgebauten ‚Kinderzimmern’ in einem Filmstudio mit Männern aller Altersgruppen. Die „Mädchen“ wurden von den Männern online aufgespürt und kontaktiert. Die meisten der Männer fragen nach Sex am Bildschirm und schicken explizite Fotos oder Links zu Pornoseiten. Einige versuchen, die Mädchen zu erpressen.

Barbora Chalupová und Vít Klusák entlarven die perfiden Vorgehensweisen von Männern im digitalen Raum – und begleiten die Schauspielerinnen zu persönlichen Treffen. Von Anfang an begleiten die Zuschauer*innen das Experiment, das sich, vom Aufbau bis hin zu Diskussionen innerhalb des Teams, komplett transparent gibt.

Nach oben


Köln: Filmforum im Museum Ludwig
So. 27.6., 20 h

DER MANN MIT DER KAMERA – Stummfilm mit Live-Musik

UdSSR 1929 • 68‘ • BluRay/BFI • Regie: Dziga Vertov

„Der Mann mit der Kamera“ von Dziga Vertov aus dem Jahr 1929 zeigt das Alltagseben in den damaligen Sowjetstädten Kiew, Charkow und Odessa. Er wurde vom British Film Institute auf Platz eins der besten Dokumentarfilme aller Zeiten gewählt und zählt ohne Frage zu den wichtigsten Filmen der Filmgeschichte. Viele Szenen des Films sind legendär, der energische Schnitt verleiht ihm ungeheure Wucht. Viele Komponist*innen und Musiker*innen haben sich an der Vertonung des Meisterwerks versucht - unter anderem Michael Nyman und The Cinematic Orchestra. In diese nicht kleinen Fußstapfen treten die Düsseldorfer Rolf Springer (Gitarre, Saxofon), Kornelius Heidebrecht (Live Electronic) sowie Timafei Birukov (Schlagzeug). Und meistern die Herausforderung mit Bravour. Mit ihrer Mischung aus Jazz, Elektro, Punk und Krautrock greifen sie die Filmsprache kongenial auf und verwandeln sie in hypnotische Klänge - lyrisch und treibend, harmonisch und experimentell. 

„Ich bin ein Filmschriftsteller, Filmdichter. Ich schreibe nicht auf Papier, sondern auf Zelluloid.“ Dziga Vertov

Nach oben


Köln: Filmpalette
Di. 6.7., 19 h
Abschlußfilm

D 2020 • 95‘ • russ.OV mit dt. UT • Regie: Natalija Yefimkina

 

Im post-sowjetischen Russland gibt es ein Phänomen abseits von Eisfischen, Matrojschkas und Wodka: Die Garagensiedlung. Von außen unwirtliche Blechhütten bieten sie einer Vielzahl von Russen – vorwiegend Männern ein Refugium. Hier entstehen auf wenigen Quadratmeter alternative Lebensräume. Die Garagen sind Ausdruck eines Rückzugs ins Private, eine Flucht vor dem Alltag. Hinter dem Polarkreis, in einer rauen Gegend, in der ein Bergbaukonzern der einzige Arbeitgeber ist, bleibt die Garage die letzte Möglichkeit zur Selbstverwirklichung – und kommt so viel fältig daher, wie die Träume ihrer Besitzer.

„Ich selbst bin von Ihrem Film, von seiner tief humanistischen Weltsicht, sehr beeindruckt. Was Sie gemacht haben, habe ich so noch nie gesehen. Ihr Film, in der äußersten Provinz Russlands gedreht, hat etwas Universelles, zutiefst Menschliches. Ich habe den Eindruck, in die Seele Russlands geschaut zu haben." Werner Herzog Preis 2020

Nach oben


Köln: Filmpalette
Fr. 2.7., 19 h

CAN/UK 2020 • 90‘ • gälisch/engl.OV m.dt.UT • Regie: Joshua Bonnetta

Das Material für THE TWO SIGHTS wurde zwischen 2017 und 2019 auf den schottischen Äußeren Hebriden „gesammelt“. Zum einen sind atemberaubende 16-mm-Landschaftsaufnahmen zu finden: Felsklippen, Strände und Ebenen, Pflanzen und Tiere, Häuser und Schiffe, wechselhafte Lichtverhältnisse. Zum anderen gibt es jede Menge Geräusche: kreischende Vögel, brausender Wind, tosendes, gurgelndes, tröpfelndes Wasser. Und wie in jeder guten Sammlung geht es nicht um die einzelnen Bestandteile, sondern um Schnittpunkte – sehen, mit den Augen und hören, mit den Ohren – zwei Perspektiven, die ineinanderfließen.

Nach oben


Köln: Filmpalette
Mo. 5.7., 19 h

IL/USA 2019 • 71‘ • engl.OV • Regie: Ra’anan Alexandrowicz

Eine laborähnliche Versuchsanordnung zum Erleben von Bildern und die Frage, was wir als Wahrheit begreifen: Wie konstruieren wir Wahrheit, damit sie zu unseren Überzeugungen passt? Im Internet veröffentlichte Videos der Menschenrechtsorganisation B’Tselem, die die Präsenz des israelischen Militärs in der Westbank dokumentieren, werden Studierenden einer US-amerikanischen Universität gezeigt. Unter ihnen Maia Levy, deren Reaktionen auf Film festgehalten werden. Sechs Monate später wurde Levy zu einem zweiten Screening eingeladen – und schaut sich nun selbst dabei zu, wie sie sich Filmmaterial, das ihren politischen Überzeugungen zuwiderläuft, ansieht. Berlinale 2020

Nach oben


Köln: Open Air Kino im MAKK
Sa. 26.6., 21.30 h
– anschl. Filmgespräch mit Pepe Danquart

D 2020 • 117‘ • ital.OV mit dt. UT • Regie: Pepe Danquart

Italien im Jahr 1959: Pier Paolo Pasolini macht sich in seinem Fiat Millecento auf, einmal die italienische Küste zu umrunden. Startpunkt ist der ligurische Badeort Ventimiglia an der Grenze zu Frankreich. 3000 Kilometer wird er zurücklegen, bis er in Triest an der Adria ankommt. Knapp 60 Jahre später begibt sich Pepe Danquart auf Pasolinis Spuren. Er verbindet Erinnerungen mit einer Wirklichkeit, die der Visionär Pasolini zum Teil vorweggenommen hat. So treffen die verbalen Beschreibungen eines vergangenen Italiens auf die Bilder und Stimmen der Gegenwart, wobei Danquart der Versuchung widersteht, Orte mit allzu plakativen Veränderungen zu suchen. Stattdessen hat er neben digital scharf gestochenen Straßenpanoramen oder imposanten Totalen immer wieder kurze Szenen mit Super-8-Optik einmontiert.

„Ein brillanter bildstarker Dokumentarfilm, der die ,Auswüchse der Moderne‘ benennt und Italien beispielhaft für die Verwerfungen in Europa beschreibt.“ ttt

Nach oben