Dokumentarfilme aus NRW

Köln: Filmpalette
Sa. 3.7., 18 h
– anschl. Filmgespräch mit Greta-Marie Becker

D 2020 • 79‘ • span.OV mit.dt.UT • Regie: Greta-Marie Becker

Drei Generationen Menschen in Ecuador und ihre Begegnungen mit der Musik ihrer Vorfahren - denn die Marimba, ein Holzinstrument, kommt ursprünglich aus Afrika, so wie auch viele Menschen, die als Sklaven auf dem amerikanischen Kontinent ankamen. Lange Zeit war es ihnen verboten, die Marimba zu spielen oder zu ihr zu tanzen. Auf einfühlsame Art erzählt Greta-Marie Becker mit Bildern, die sich Zeit lassen für Stimmung und Atmosphäre, wie sehr die Menschen darunter leiden, dass ihre eigenen Wurzeln nicht nur durch eine kolonialistische Geschichte, sondern auch durch eine kolonialistische Geschichtsschreibung verschwinden.

Ihr Film vermeidet bewusst die Methoden klassischer „Erklärstücke“, die alle Informationen sortieren und ordnen. Formal gestaltet Becker ihren Film zudem in einem ausgeprägten Purismus, erinnernd an die Methoden des „Direct Cinema“. Durch das Aufführen der alten Lieder, das Herstellen neuer Marimba-Instrumente oder das Erlernen des Spiels darauf, wie es die Kinder tun. Damit wird etwas erschaffen, was die Regisseurin ins Zentrum ihres Films setzt: Kultur als Magie.


Köln: Filmpalette
So. 4.7., 18 h
– anschl. Filmgespräch mit Dandan Liu

D 2019 • 86‘ • chin.O.m.dt.UT. • Regie: Dandan Liu

Vor zehn Jahren hatten sie gemeinsam ihren Abschluss an der Pekinger Kunsthochschule gemacht und davon geträumt, auch später kreativ arbeiten zu können: in der Fotografie, in der Grafik, in Video- und Installationskunst, im Film. Dandan Liu, die es danach aus China wegzog, studierte in Deutschland weiter und lebt heute hier. Nun kehrt sie für ihren sehr persönlichen Dokumentarfilm zurück zu ihren drei früheren Kommilitoninnen. Was verbindet sie noch? Wie nehmen sie ihre damaligen Arbeiten heute wahr? Wie hat sich ihr Drang, Kunst zu machen, verändert? Was ist von den Träumen geblieben?
Die Generation der Ein-Kind-Politik zieht Bilanz – und zwar persönlich, forsch, komisch und zartbitter. Den Erzählungen zu folgen ist gerade deshalb interessant, weil sich die Regisseurin zu ihrem Projekt und zu den gefilmten Personen bekennt: zu ihrem abweisend bis trostlos gezeigten Heimatland, zu den alten Freundschaften, zu der Sinnsuche, die sie immer noch umtreibt.


Köln: MAKK
Fr. 9.7., 21.30 h
– anschl. Monika Pirch im Gespräch mit Carolin Schmitz (Netzwerk LaDoc)
Abschlussfilm Open Air Kino im MAKK

D 2020 • 85‘ • Regie: Monika Pirch

Haldern am Niederrhein, 5000 Einwohner*innen, 3 Kneipen, eine Bahnhaltstelle und ein international gefeiertes Musikfestival. „Wir waren 14 Messdiener und wollten unsere eigene Party“, sagt Stefan Reichmann, künstlerischer Leiter des Haldern Pop Festivals. 400 Menschen aus dem Dorf bauen im August das Festival auf und tun während der drei Festivaltage einfach alles, um für 7000 Besucher*innen das beste Open-Air-Musikprogramm des Sommers zu präsentieren.

In Haldern setzen viele Menschen auf Gemeinschaftssinn. Und der hat hier meistens mit Musik zu tun. Es muss gar nicht unbedingt das Festival sein, denn auch Blasmusik und Chorsingen werden mit Liebe und Begeisterung praktiziert. Die Beziehungen zur Musik sind also individuell sehr verschieden, so wie die Rollen und Aufgaben, die gebraucht werden, um das Dorfleben lebendig zu halten. In diesem Kosmos den richtigen Platz zu finden – das ist die eigentliche Herausforderung.

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Köln: MAKK
Do. 24.6., 21.30 h
– anschl. Filmgespräch mit Gesa Hollerbach und weiteren Gästen
Eröffnungsfilm Open Air Kino im MAKK

D 2019 • 83‘ • Regie: Gesa Hollerbach

Das Leben auf dem Land hat viele Facetten und Gesichter. Natur, Ruhe, Tradition. Doch die Realität sieht heute häufig anders aus, denn der Strukturwandel zerstört Europas Dörfer. Schulen müssen schließen, Gemeinden sind unterfinanziert, Landspekulationen erschweren die Arbeit der Bauern und grell erleuchtete Städtchen lassen auch die Sterne im Hinterland nicht mehr so klar erkennen wie noch vor Jahren.

Gesa Hollerbachs unaufgeregter Dokumentarfilm porträtiert vier Menschen und deren sehr unterschiedliche Hintergründe: eine Bürgermeisterin, ein Astronom, ein Gastronom, eine Bäuerin, die sich im Europaparlament engagiert. In Sachsen, im Allgäu, in Österreich. Am Ende vereint sie allerdings der gemeinsame unerbittliche Kampf für ihre jeweilige Heimat. Dabei möchte der Film zeigen, dass Veränderung gedacht und gemacht werden kann, dass Widerstand erste Früchte hervorbringt und die unermüdliche Arbeit dieser mutigen Landretter nicht umsonst ist. DOK Leipzig, Julia Weigl

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LYDIA
HELGA

Köln: Filmpalette
Fr. 25.6., 20 h
– anschl. Filmgespräch mit Christian Becker & Oliver Schwabe


LYDIA / HELGA – DIE ZWEI GESICHTER DER FEDDERSEN

Doppelprogramm:

Lydia
D 2021 • 21‘ • Regie: Christian Becker

Ende der 70er Jahre gefilmt und 1992 in Tagebuchskizzen niedergeschrieben, erzählt der Film über zwei Dekaden hinweg aus dem Leben von Lydia und Wolfgang B. Sie Übersetzerin französischer Literatur, er Romanistikprofessor. Zwischen Lebenskrise und Lebensfreude, voller Leidenschaft und disziplinierter Arbeit, getrieben von Überzeugungen und Zweifeln und der Angst vor einem tödlichen Zweittumor, berichten ihre Schmalfilmaufnahmen und Wolfgangs Tagebuchtexte splitterhaft von der Schönheit und der Widrigkeit einer symbiotischen Ehe und trotzdem gleichzeitig von einem ganzen Leben.
Preis des NRW Wettbewerb der 67. Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen -

Helga - Die zwei Gesichter der Feddersen
D 2020 • 90‘ • Regie: Oliver Schwabe

In ausgewähltem, teilweise selten gezeigtem Archivmaterial zeigt der Film die zwei Gesichter der Helga Feddersen, die viele nur als „Ulknudel der Nation“ kennen. Doch sie war viel mehr als das. Als Autorin schrieb Helga Feddersen selbst Fernsehspiele, dichtete Songtexte. Als Schauspielerin war sie in Literaturverfilmungen zu sehen, arbeitete mit Regisseuren wir Rainer Werner Fassbinder. Ihre extrovertierten Auftritte standen im Gegensatz zu ihrem scheuen, warmherzigen und demütigen Charakter. Helga Feddersen wollte für ihr Publikum da sein, um es zu unterhalten. Der Ulk war dabei so etwas wie ihr Schicksal.

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Köln: Filmpalette
Di. 29.6., 19 h
– anschl. Filmgespräch mit Laurenz Paryjas

MELANIE

D 2019 • 65‘ • Regie: Laurenz Paryjas & Nils Elis

Melanie ist siebenundvierzig Jahre alt und sie ist süchtig. Melanie sehnt sich nach einem ganz normalen Leben, doch die Drogen bestimmen ihren Alltag. Der tägliche Kampf zwischen Sucht und Einsicht, Klarheit und Betäubung treibt Melanie an den Rand der Erschöpfung.
Der Film begleitet Melanies von Drogen bestimmten Alltag über viele Monate und schafft in einer kaum zu ertragenden Nähe und Ehrlichkeit das vielschichtige Porträt einer Frau, die in ihrer verzweifelten Lebenssituation um ihre Würde kämpft. Dabei ist der Blick auf sie nie voyeuristisch, sondern unmittelbar und direkt zeigt er die Anstrengungen und Versuche von Melanie, sich ihrem Schicksal zu entziehen, ohne dabei die Widersprüche und das Selbstmitleid zu verheimlichen.

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Köln: Filmpalette
Mo. 28.6., 19 h

D 2020 • 79‘ • amh./oromo OV mit dt.UT • Regie: Daniel Kötter

In streng komponierten Bildern und einem Soundtrack, der die ursprünglichen Gespräche auf komplexe Weise miteinander verwebt, nimmt der Film die konkrete Geographie, Architektur und den Alltag einzelner Land- und Bauarbeiter*innen im Osten von Addis Abeba (in Oromo: Finfinnee) als Ausgangspunkt für eine allegorische Erzählung über die Urbanisierung afrikanischer Gesellschaften am Rande des Bürger*innen-Krieges. Der Film dokumentiert die ländlich-städtische Transformation des Weltraums und seine Folgen für das Zusammenleben am Beispiel von vier Siedlungen im Osten der schnell wachsenden äthiopischen Hauptstadt. Vier verschiedene Kulissen für den tiefgreifenden sozialen Wandel in Äthiopien, alle vier in Sichtweite voneinander, aber getrennt durch eine tiefe Kluft, die Stadt und Nichtstadt zwischen Gegenwart und Zukunft trennt.

DEFA-Förderpreis Leipzig 2020: „Für die Schönheit der Sicht des Regisseurs auf Äthiopien. Für seine Fähigkeit die Kamera zum Komplizen der Reisenden zu machen. Für die Menschlichkeit und Bescheidenheit, die sich aus dem Werk ergibt.“

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